Mastodon Jean-Michel Jarre und seine Konzerte in China – Sascha Wübbena
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Jean-Michel Jarre und seine Konzerte in China

Erst sehr viel später habe ich begriffen, dass Musik mich schon in sehr frühen Lebensjahren geprägt hat. Während mein Vater sehr viel Beatles, Dire Straits und andere aus dem Rock- und Pop-Universum hörte, so hatte er nebenbei eine Leidenschaft für elektronische Musik. Ich erinnere mich lebhaft an die Schallplatte von Kraftwerk (Radioaktivität), die ich in- und auswendig kannte. Auch die allererste CD, die sich mein Vater kaufte, war voll mit zeitloser Synthesizer-Musik von Jean-Michel Jarre, Axel F, Vangelis und so weiter. Und genau dieses Genre hat meinen Musikgeschmack nachhaltig geprägt – bis heute.

Cover: „The Concerts in China“ (1982)

Irgendwann tauchte eine Doppel-LP zu Hause auf. Es kann sein, dass ich da fünf, sechs, sieben oder acht Jahre alt war. Es war ein Live-Album von Jean-Michel Jarre mit dem Namen The Concerts in China. Was mich mit meiner kindlichen Wahrnehmung schon mal fasziniert hat, war der Umstand, dass man das Cover um 180 Grad drehen konnte und es ergab immer ein Gesicht 1. Aber es war dann doch die Musik, die dafür gesorgt hat, dass ich über Wochen und Monate hinweg nichts anderes mehr gehört habe. Und selbst nach knapp 40 Jahren hat dieses Album nicht seinen Reiz verloren.

Seltene Stücke

Ein Konzert wird meist mit der Erwartung besucht, die Stücke live zu hören, die man bereits von den Studioalben kennt. So die Regel. Besondere Highlights sind aber die Tracks, die noch keiner vorher gehört hat. Und davon gab es einige bei den Konzerten in China. Denn wahrscheinlich war es auch für Jean-Michel Jarre ein besonderes Erlebnis, in China aufzutreten. Denn bis dato (also 1981) gab es keinen westlichen Musiker, der in China aufgetreten ist. Und da Jarre, was Auftritte angeht, nichts ohne Superlative tut, hat er sich auch musikalisch ins Zeug gelegt.

Neben bekannten Stücken von Oxygene, Equinoxe und Magnetic Flieds gibt es solche Perlen wie Arpegiator. Dieser Track tauchte auch später nicht wieder auf einem anderen von ihm Album auf und wurde nicht noch mal in einem Studio aufgenommen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes einmalig und gehört zu einem meiner Lieblingsstücke von Jarre.

Das Besondere an diesen Konzerten aus dem Jahre 1981 sind aber die vielen chinesischen, musikalischen Einflüsse. Jean-Michel Jarre wollte den chinesischen Gästen gewissermaßen ein Geschenk machen und ging auf deren musikalische Kultur ein. So hat nicht der damals 33-jährige Electronic-Pionier stand nicht alleine auf der Bühne. Das Peking Conservatoire Symphony Orchestra war ebenfalls dabei und hat in verschiedenen Stilen chinesische, altertümliche Musik gespielt, die imposanter hätte kaum sein können. Es müssen eine unfassbare Menge von Guzhengs (Zittern) und sonstige ursprünglicher Instrumente gewesen sein, die dort gespielt wurden. Unterbrochen wurde die verschiedenen, orchestralen Teile von Fishing Junks at Sunset nur von kurzen, elektronischen Klangteppichen, die eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart gebaut haben.

Apropos „Brücke“. Einige der Stücke werden mit Atmo-Sounds aus chinesischen Städten übergeleitet. Immer wieder hört man chinesisch sprechende Stimmen. Als Zuhörer fühlt man sich regelrecht so, als wäre man in Peking, Shanghai oder anderswo. Auch wenn mich die chinesische Kultur nicht so sehr reizt, man taucht trotzdem darin ein.

Eine Ausnahme bei den Musikstücken ist der letzte Track. Gewissermaßen hat Jean-Michel Jarre ein Dankeschön komponiert. Im Studio spielte er Souvenir of China ein und setzte es an das Ende des Albums. Es ist ein ruhiges Stück, begleitet von Geräuschen eines Fotoapparats. Er macht deutlich, dass er viele Erinnerungen aus China mitgenommen hat. Dieser Track wurde 2004 bei einem weiteren Konzert in der Verbotenen Stadt in Peking aufgeführt.

Fazit

Die Musik von Jean-Michel Jarre mag man, oder man mag sie nicht. Das ist alles eine Sache des Geschmacks. Aber für alle Jarre-Fans ist das Live-Album The Concerts in China ein Höhepunkt. Vielleicht liegt es an den vielen Erinnerungen aus meiner Kindheit, die es für mich noch mal intensiver machen. Aber selbst beim Hören von Jarre’s Gesamtwerk sticht dieses Album ganz sicher heraus.

Wenn ich eine Rezension schreibe, dass nur über Musik und Alben, die ich besonders liebe. Dass dies jetzt mein erster Artikel und meine erste Rezension sind, hat sich aus einem unbekannten Grund so ergeben. Durch Zufall bin ich heute darüber gestolpert. Aber im Rückblick ist das nur logisch. Neben Radioaktivität von Kraftwerk war The Concerts in China meine erste Musik-Liebe. Und die verdient einen besonderen Platz – auch hier in diesem ganz neuen Blog.

Anhören

Disclaimer

Das Titelbild dieses Beitrags habe ich mit ChatGPT erstellt. Die Rechte an dem angezeigten Albumcover hat das Label (Sony Music) und Jean-Michel Jarre.

  1. Wenn Du das nachvollziehen möchtest, einfach den Monitor auf den Kopf drehen 😉 ↩︎

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